Im Samaná

Dominikanische Republik? Klingt nach Hotelanlagen mit Riesenrutsche. Auf der Halbinsel Samaná aber geht es noch karibisch gelassen zu.

Mehr geht nicht: Palmen, Fischerboote und das Meer

Als wir in der Provinzhauptstadt Samaná landen, ist es stockdunkel. Der Bus, der uns ins Hotel bringt, windet sich so derartig über die einzige Hauptstraße, die quer über die Halbinsel führt, dass mir schlecht wird. Ich versuche mich auf draußen zu konzentrieren und sehe vor allem: Dschungel. Zwischendurch, wie in einem skurrilen Videoclip, bunte Hütten, grelle Neonröhren in kahlen Räumen, Menschen mit Bierflaschen, die auf Schemeln an der Straße sitzen, spielende Kinder, herumstreunende Hunde und trocknende Wäsche. Das also ist die „DomRep“, wie man im Pauschalurlauber-Sprech sagt … Ich bin erstaunt.

In Las Galeras, einem kleinen Ort am östlichen Zipfel von Samaná, öffnet der Busfahrer seine Türen und entlässt uns in einen wohlsortierten Hotelkomplex, dessen Umfänge man im Dunklen nur erahnen kann. Nach Sonnenaufgang aber bin ich ziemlich geflasht von dem, was ich sehe: Schier unendlich viele Palmen säumen einen weißen Sandstrand, auf Höhe unseres Hotels sind Liegen aufgereiht, der Rest ist öffentlich und deshalb noch gänzlich leer und unberührt. Während meines kleinen Morgenspaziergangs entdecke ich eine farbenfroh gestrichene Holzbudenstrandbar und einen weiteren kleinen Strand, der den entzückenden Namen „La Playita“ trägt. Kein anderes Hotel weit und breit – nur Palmen, bunte Fischerboote und Meer.

Mittagsruhe Am Strand von Las Galeras ist aber auch sonst nicht allzu viel los

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Las Galeras hat nicht mal Fußwege, geschweige denn Souvenirshops, aber es gibt zwei, drei Restaurants, einen Geldautomaten, eine Boutique und ein paar Freaks. Zum Beispiel Lea aus Bulgarien, eine kleine, drahtige Frau mit knallroten Haaren, die seit 20 Jahren hier lebt. Sie vermietet in einer Seitenstraße, die – ernsthaft – Calle Jimi Hendrix heißt, was irgendwie zu Lea passt, ein Appartement und hat vorn im Garten eine Bar. Die ist eigentlich für ihre Gäste, aber so nett, dass auch die einen oder anderen Vorbeispazierenden hier hängen bleiben – so wie Christian, der Fotograf, und ich. Oder Olympia, Leas Nachbarin, eine französische Reisebloggerin.

Man muss sich Zeit nehmen, um sich auf die Insel einzulassen

Etwas weiter oben auf dem „Hausberg“ von Las Galeras betreiben die beiden Franzosen Armelle und Christian ein wunderschönes Bed and Breakfast. Sie sind vor 14 Jahren hierher ausgewandert, auf der Suche nach einem einfacheren, alternativen Leben. Der Weg zu ihnen ist steil und mit einem normalen Mietwagen ein kleines Abenteuer. Doch wenn man es geschafft hat, staunt man: Wir sitzen in Armelles und Christians Holz-Lodge, umgeben von einem tropischen Garten, und blicken weit über die Baumwipfel hinweg zum Wasser.

Ganz ehrlich? Ich hätte nicht gedacht, dass man in der „DomRep“ so unkonventionelle, nahezu hippieske Menschen und Orte findet. Das passiert allerdings nur, wenn man ein bisschen Zeit auf der Insel verbringt, aus der großen, bequemen Hotelanlage rausgeht, in der die meisten Reisenden einchecken, und sich einlässt. Dann findet man auch die „Villa Serena“, die etwas versteckt ganz hinten in der Straße von Leas Bar liegt. Hier verbringen wir unsere dritte Nacht. Weißer Kolonialstil, ein wunderschöner Garten, der sich bis ans Meer streckt, Pool mit Liegen drum herum, ein Restaurant und ein Barkeeper, der uns zum Sunset einen perfekten „Frozen Daiquiri“ mixt, während die Palmen im Abendwind rauschen: Mehr Karibik geht nicht!

Willkommen im Paradies Der Garten der „Villa Serena“ liegt direkt am Meer, auf jedem Balkon steht ein Schaukelstuhl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Absolut bezahlbar ist das Ganze auch noch. Aber schon klar, man kann natürlich nicht den ganzen Tag an irgendwelchen Hotelbars sitzen und Daiquiris schlürfen oder mit Lea und Olympia über Tourismus philosophieren.

Zumindest die Playa Rincon sollte man sich ansehen. Den Strand muss man nur googeln, und schon weiß man, warum: Er zählt zu den zehn schönsten der Welt – wahrscheinlich ist er auch der instagrammableste. Von Las Galeras aus erreicht man Playa Rincon mit dem Auto in 30 Minuten, mit dem Boot geht es schneller. Und dann: drei Kilometer weißer Sand, an den türkisfarbene Wellen mal schwappen, mal branden, gesäumt von Palmen – und kaum Touristen!

Kokosnusssaft? Schmeckt so mittel – ist aber total karibisch!

An einem Ende mündet ein Süßwasserfluss, der von Mangroven gesäumte Cano frío, in einen kleinen See, und hier treffen sich am Wochenende die Einheimischen zum Baden, Grillen und Abhängen. Wir kaufen bei einem Strandverkäufer im kompletten Fake-Gucci-Outfit die obligatorische Kokosnuss, die stilecht vor unseren Augen aufgeschlagen wird, und nuckeln mit einem Strohhalm den süßen lauwarmen Saft heraus. Schmeckt so mittel, ist aber total Karibik.

Was man noch so macht, machen wir dann auch noch: uns mit einem Boot in die Mangroven rudern lassen. Und hier wird einem bewusst, mit welcher Kraft die Pflanzen in diesem schwülwarmen Klima wachsen. „Urgewalt“ ist das Wort, das mir einfällt beim Blick auf die riesigen, verworrenen Stämme und die Lianen, die von den Bäumen ins Wasser hängen. So sieht Dschungel aus. Der Nachteil dieser vor Leben strotzenden Pracht: Es regnet ab und zu. Manchmal auch stärker. Aber eines ist sicher: Der Regen ist immer warm.

Show-Cooking Morena bereitet uns Eintopf zu

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nass wird es leider auch, als wir uns an einem der nächsten Tage mit Frank Bataillard treffen. Frank ist 44, Ex-Buchhalter aus der französischen Schweiz und heute einer der Lebenskünstler, die sich hier neu erfunden haben. „Suizo loco“ wird er genannt, verrückter Schweizer.

Frank nimmt Touristen mit zu den Locals, den Einheimischen, etwa zu Morena, seiner Nachbarin. Mit uns kauft er erst einmal auf dem Markt der Provinzhauptstadt ein, die wie die Halbinsel heißt, und bringt uns dann nach El Limón, wo die 64-Jährige mit ihrer Familie lebt. Frank und Morena bereiten das Mittagessen zu, einen typischen Eintopf namens Sancocho, und wir erhalten einen Eindruck davon, wie es hier jenseits von Klimaanlage und Seaview-Rooms läuft. Davon profitieren übrigens beide Seiten: Morena und ihre Familie verdienen ein bisschen Geld, Reisende wie Christian und ich kommen mal wirklich nah ran.

Bei den Einheimischen ist es nicht ganz so luxuriös

Morena lebt in einer kleinen Hütte, die ein Wohnzimmer und zwei Mini-Schlafzimmer hat. Die Küche ist draußen unter einem Dach untergebracht, drum herum ein Garten, in dem sie auch Kräuter und Blumen züchtet. Ein paar Hühner laufen frei herum. Der Alltag hier ist nicht ganz so romantisch, wie es auf den ersten Blick wirken mag. Der Regen verstärkt diesen Eindruck noch – auf den engen Wegen zwischen den Hütten versinkt man im Matsch. Die meisten Einheimischen in Samaná leben von der Hand in den Mund. Sie haben genug, um nicht hungern zu müssen, doch darüber hinaus können sie sich wenig leisten. Wer ein altes Moped hat, ist schon fein dran. Fernseher oder Kühlschrank? Purer Luxus!

Frank sagt, er mag genau das: dieses einfache, ehrliche Leben. Dieses Im-Moment-Sein und diese Freiheit jenseits des Leistungsdrucks und der Taktung unserer Welt. Ich dagegen merke wieder einmal, wie deutsch ich bin. Von El Limón aus fahren wir in Richtung Nordwesten nach Las Terrenas. Wir haben unterwegs Menschen getroffen, die auf diesen Ort schwören, und sind sehr gespannt. Las Terrenas war bis vor ein paar Jahren noch ein ruhiges Fischerdörfchen, jetzt reiht sich eine Hotelanlage an die nächste. Im Gegensatz zu Las Galeras ein kleiner Kulturschock. Aber die Hotels sind immer noch vergleichsweise gemäßigt, keines ist höher als drei Stockwerke, und alle liegen direkt gegenüber des von Palmen gesäumten Strandes.

Lichtspiele Am Ende eines schönen heißen Tages …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir fremdeln ein wenig, aber jetzt, wo wir hier sind, wollen wir auch da sein. Wir liegen vor unserem türkis-bunt gestrichenen Hotel „Playa Colibri“ am Strand, sehen aufs kristallklare Wasser und spazieren am Abend Richtung Downtown. Bummeln durchs Örtchen mit seinen vielen Touristenshops, entdecken auf dem Rückweg das kleine Restaurant „La Terrasse“ – und haben dort ein wundervolles Dinner direkt am Strand.

Trotz allem matcht es nicht mit uns und Las Terrenas. Wir wollen noch mal zurück nach Las Galeras. Noch einmal zur Strandbude und mit Händen und Füßen Drinks bestellen, weil niemand Englisch spricht. Noch einmal im Garten der „Villa Serena“ sitzen und uns wie im Paradies fühlen. Noch einmal durch die Wellen tauchen, die hier größer sind als vor Las Terrenas. Und noch einmal bei Lea vorbeibummeln und winken.

Die Tipps für euren Urlaub: Halbinsel Samaná in der Dominikanischen Republik

BESTE REISEZEIT

Dezember bis April. In den anderen Monaten kann es öfter mal regnen, warm ist es aber immer.

PAUSCHAL-PAKET

Um die Halbinsel kennenzulernen, bietet sich eine organisierte Reise an (Flug/Transfer/Hotel) – die Beschilde­rung ist eher mittelmäßig, und kaum jemand spricht Englisch. Wenn man sich ein bisschen zurechtgefunden hat, kann man z. B. über die Hotels Miet­wagen buchen und auf eigene Faust Touren machen.

Hotel COOEE at Grand Paradise Samaná. Ein recht großer Hotelkom­plex mit rund 300 Zimmern, privatem Strand, mehreren Pools, Sportangebot und allem, was ein All­-inclusive­-Hotel ausmacht; z. B. 7 Nächte im DZ mit Meerblick, AI, inkl. Flug und Transfer pro Person ab 1158 Euro. Buchbar in jedem Reisebüro mit ITS-­Programm und auf www.its.de

ÜBERNACHTEN

Villa Serena. Eine Karibik­-Villa wie aus dem Bilderbuch; die amerikanischen Besitzer kommen selbst regelmäßig her. Die geräumigen Zimmer sind im Laura­-Ashley-­Stil gehalten, jedes hat seinen ganz eigenen Charme – und Balkon. DZ ab 134 Euro (Las Galeras, Tel. 809/538 00 00; auch pauschal buchbar: 7 Nächte im DZ mit Meerblick, inkl. Frühstück, pro Person ab 285 Euro, www.meiers­weltreisen.de).

La Lomacita. Armelle und Christian haben sich mit ihrem sehr charmanten B&B einen Traum erfüllt: großer tropischer Garten, kleiner Pool und drei geschmackvolle Bungalows. Zwei Hunde gehören auch zum Haus. DZ/F ab 59 Euro (Camino del Faro, Las Galeras, Tel. 829/905 32 72, www.lalomacita.com).

Charmant Zum B&B „La Lomacita“ gehören drei Bungalows

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

La Casa de Lea. Großes, aber einfaches Appartement in Las Galeras, kreativ eingerichtet, zum Strand nur ein paar Minuten zu Fuß. Ab 44 Euro pro Nacht. Lea hat keine Website, am besten über Airbnb oder Facebook kontaktieren (www.facebook.com/pg/lacasadelea).

Luxury Bahia Principe Samaná. Das Hotel in Las Galeras trägt das „Luxus“ im Namen zu Recht, und wer sich mal was gönnen will oder was zu feiern hat, sollte hier für zwei, drei Nächte absteigen. Auf einer Klippe zwischen Las Galeras und Samaná gelegen mit tollem Blick, privatem Badestrand, sehr gutem Restaurant und Spa-Bereich. Nur für Erwachsene. DZ/AI ab 180 Euro – günstigster Preis im Sommer (Carretera Samana, Las Galeras, Tel. 08 00/ 182 24 49; auch pauschal buchbar, z. B. 7 Nächte im DZ/AI, pro Person ab 651 Euro, über www.dertour.de).

ESSEN

La Playita Restaurant und Beach Bar. Einfaches Strandrestaurant in Las Galeras in der Front Row des kleinen Strands La Playita. Es gibt Fisch (ca. 8 Euro) und Langusten (ca. 14 Euro) – beides fangfrisch (Calle a La Playita, Las Galeras, Tel. 809/538 10 00).

El Cabito. Originelles Klippenrestaurant, drei Kilometer außerhalb von Las Galeras. Der Weg ist etwas beschwerlich, lohnt sich aber: Mega-Blick, netter Service und einfaches, aber leckeres Essen, z. B. Calamares (9 Euro) oder Paella (9 Euro; Tel. 809/820 22 63).

Frischer geht’s kaum Gegrillte Langusten gibt es an jeder Ecke für wenig Geld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

La Terrasse. Das Restaurant in Las Terrenas macht seinem französischen Namen alle Ehre: weiße Tischdecken, helles Holz, Saint-Tropez-Flair – und direkt am Strand. Es gibt köstliches Thunfisch-Tatar (10 Euro), Salat Niçoise (ca. 6 Euro) und gegrillten Tintenfisch (7 Euro), sehr gute Weine außerdem (Francisco Alberto Caamaño Deñó, Las Terrenas, Tel. 809/240 67 30).

ERLEBEN

Nationalpark Los Haitises. Bei einer Bootsfahrt durch den spektakulären Nationalpark ist man natürlich nicht allein unterwegs, davon sollte man sich allerdings nicht abhalten lassen. Zwischen den hohen Felsen, um die unzählige Vögel kreisen, fühlt man sich zeitweise wie im Film „Fluch der Karibik“, sieht wilde Pelikane, und durch uralte Höhlen kann man auch streifen. Buchbar in den Hotels oder über Samana-Tours (www.samanatours.de).

Aventura Tropical. Frank Bataillard bietet verschiedenste Touren an (z. B. Bootsfahrten, Strände, Kajak, Reiten, Schnorcheln und Besuche bei Einheimischen), die man direkt bei ihm buchen kann: aventuratropicalsrl@ hotmail.com, über Facebook www.facebook.com/aventuratropicalsrl/ oder telefonisch: 829/339 56 20.


https://www.brigitte.de/leben/reise/dominikanische-repubik–tipps-fuer-euren-urlaub-11636218.html

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